"Wir wurden heute in den Hintern getreten", so eröffnete Head Coach Raheem Morris die Pressekonferenz nach der bitteren 38:6-Niederlage gegen die Denver Broncos am vergangenen Sonntag. Es sollte eigentlich das Spiel werden, das die Falcons vor der Bye Week zurück auf den Erfolgskurs bringt. Stattdessen musste sich das Team jedoch einem fokussierten und offensiv sowie defensiv starken Gegner geschlagen geben. Zwei Field Goals durch Kicker Younghoe Koo in der ersten Halbzeit, keine weiteren Punkte in Quarter drei und vier – das ist Atlantas enttäuschende Bilanz im letzten Spiel vor der Bye Week.
Eine Bilanz, die dazu führt, dass die Mannschaft sich nunmehr in der spielfreien Woche zwingend einem Reset unterziehen muss. "Dieses eine Spiel wird uns nicht definieren. Ich weiß, dass dieses Team wieder auf die Beine kommen wird. Es ist natürlich ein harter Tag für diese Jungs. Es ist ein harter Tag für die Organisationen, ein harter Tag für die Trainer. Aber diese Organisation ist auf harten Menschen aufgebaut. Unser Anführer und General (Anm. Teameigentümer Arthur Blank) sitzt genau dort, und er ist bereit, sich mit dem Problem zu befassen", sagte Hauptübungsleiter Morris nach der Niederlage gegen die Broncos. Doch um wieder auf die Beine zu kommen, muss das Team einen ehrlichen Blick in den Spiegel wagen. Die Falcons haben zum ersten Mal in dieser Saison zwei Spiele am Stück verloren und damit selbst verhindert, sich im Rennen um die Playoffs ein wenig von der Konkurrenz abzusetzen. Atlanta liegt in der NFC South zwar mit 4:1 in Führung und hat zwei Siege Vorsprung vor den Tampa Bay Buccaneers, doch die Konkurrenz in der NFC ist in dieser Saison stärker denn je. Noch ein Grund mehr, bis zum nächsten Spiel in Woche 13 an einigen Stellschrauben zu drehen.
Doch was ist es eigentlich genau, woran die Falcons in der Bye Week arbeiten müssen?
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Strafen: Nach elf Wochen zeigt der "Strafzettel" der Falcons insgesamt 65 Penalties. Ganze 551 Yards mussten sie dafür einbüßen. Darunter: 13 False Starts und 13 Offensive Holdings. Es sind diese Strafen, die Atlanta in ungünstige, gar unglückliche Feldpositionen bringen. Feldpositionen, die verhindern, dass der Offensive das Erzielen eines neuen First Downs gelingt. Aber allem voran sind es Strafen, die sich künftig leicht vermeiden lassen. Head Coach Morris muss sein Team während der Bye Week dazu bringen, sich insbesondere vor Beginn eines Spielzugs noch mehr zu fokussieren, um vor allem die besonders ärgerlichen Pre-Snap-Penalties zu vermeiden.
Red-Zone-Effizenz: Cousins zeigte in der laufenden Saison immer wieder, warum die Falcons ihn als ihren Quarterback der Zukunft auserkoren haben. Bereits zweimal wurde der Quarterback in dieser Saison wegen herausragender Leistungen auf dem Gridiron zum NFC Offensive Player of the Week gekürt. In den Spielen gegen die New Orleans Saints und die Broncos erzielte er jedoch nun in back-to-back Spielen keinen einzigen Touchdown. Und auch die Red-Zone-Effizienz im Allgemeinen ist etwas, woran das Team während der Bye Week arbeiten muss. Denn in den vergangenen zwei Wochen erreichten die Falcons gerade einmal viermal die Red Zone, nur einmal konnten sie tatsächlich Punkte aufs Board bringen. Zu wenig für ein Team mit Ambitionen für einen tiefen Playoff-Run.
Third-Down-Conversions: Statistisch gesehen gelingt den Falcons in nur 37,4 % der Fälle eine Third-Down-Conversion. Das heißt, sie erhalten nach einem erfolgreichen dritten Versuch vier neue Downs, um die Endzone zu erreichen und einen Touchdown zu erzielen. Im Spiel gegen Denver lag die Third-Down-Conversion-Rate allerdings sogar noch unter dem Wert bei nur 30,77 %. Übersetzt bedeutet das, dass die Falcons in dieser Saison von 131 Third Downs bislang gerade einmal 49 erfolgreich in ein neues First Down umwandeln konnten. Atlanta muss also im letzten Drittel der Saison vor allem dafür sorgen, durch erfolgreiche dritte Versuche die Drives am Leben zu erhalten, um dadurch zeitgleich auch die bereits erwähnte Red-Zone-Effizienz erhöhen zu können.
Defense und Pass Rush: Im Spiel gegen die Broncos erzielte Denvers Offensive insgesamt 400 Yards Raumgewinn, davon 105 Yards Rushing und 295 Yards Passing. Rookie Quarterback Bo Nix konnte zudem mit vier Touchdowns auftrumpfen. Gleichzeitig brachte die Defensive der Falcons Denvers Spielmacher nur einmal durch einen Sack von Outside Linebacker Matthew Judon zu Boden. Bereits seit Beginn der Saison ist der Pass Rush eine von Atlantas großen Baustellen. Während die Signal Caller der Falcons durch gegnerische Mannschaften bereits 24-mal durch einen Quarterback Sack zu Boden gebracht wurden, bildet die Defense der Falcons mit nur zehn Sacks nach elf Spielen das Schlusslicht in der NFL. Das spiegelt sich auch im Erfolg des Gegners wider. Es ist daher nunmehr endlich an der Zeit, dem Pass Rush einen Feinschliff zu verpassen, gezielt ins Training zu gehen und an Erfolge, wie beispielsweise im Spiel gegen die Dallas Cowboys (drei Sacks), anzuknüpfen.
Daneben hat sich im Spiel gegen die Broncos auf Seiten der Defense der Falcons allerdings noch ein weiteres Problemfeld herauskristallisiert: Der richtige Umgang mit Screen Plays. Denn während die Defense das Ankommen langer Pässe von Nix oft gut verhindern konnte, gelang es dieser zugleich nicht, Screen Plays zu stoppen. Und so wurden insbesondere die Yards after Catch zum Problem der Falcons. "Offensichtlich schlechtes Tackling, oder? Man verpasst Tackles. Sie bekommen Yards. Wir müssen da rausgehen und besser tacklen", sagte auch Morris, dem die Schwächen seiner eigentlich so gut aufgestellten Mannschaft durchaus bewusst zu sein scheinen.
"Ich weiß, wir können diese Dinge schaffen. Ich habe eine Menge Vertrauen in die Menschen hier." (Raheem Morris)
Fazit: Und so heißt es nach der Niederlage gegen die Broncos: Schnabel abputzen und den Blick nach vorne richten. Auch wenn offensichtlich einiges an Arbeit vor dem Team liegt, bevor es in Woche 13 gegen die Los Angeles Chargers zurück auf den Gridiron geht, können alle zuversichtlich sein, nach der Bye Week auf ein gestärktes Team zu treffen, das alles dafür geben wird, erfolgreich zu sein.
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